KAPITEL III - Höhen und Tiefen zwischen 2 Weltkriegen

Sobald die letzten amerikanischen Truppen die Stadt Rümelingen verlassen, ist es wiederum Nic Massard der das marode Turnwesen regeneriert. Für die Dauer von 10 Jahren wird nun Jean-Pierre Hurt seinen Verein durch den Wiederaufbau führen. Es wird emsig weitergeturnt und mit einer außergewöhnlichen Leistung bei der Fête Fédérale et Concours International de Gymnstique 1920 rückt die L’ ETOILE wieder ins Rampenlicht des Turngeschehens. Auch die « section féminine » tut im Thermalbad Vichy mit 4 Prix d’Excellence von sich reden. Das Verdienst dieser Leistungen gehört größtenteils der Verfechterin des Frauenturnens Joséphine Quary welche als Choreographin Ballette mit den Damen einstudiert. Zu dieser Zeit begleitet schon der erst 8 Jahre alte Charles Tanson, der sich in den kommenden Jahre als hervorragender Turner und Moniteur-Directeur sowie Vereinsstütze herausstellen wird, die Ballette auf seiner Geige.

1923 erhält die Männerriege im Rahmen eines kleinen Turnfestes ihre eigene Sektionsfahne. Bei den « Adultes » tut sich zur selben Zeit Jos Reyter mit Erfolgen bei allen regionalen und nationalen Turnwettbewerben hervor. Die zur Teilnahme an der Olympiade in Berlin (1936) vorgeschriebenen Übungen turnt er gemäß den erforderlichen Kriterien anstandslos, kann aber aus verschiedenen Gründen im Olympia-Stadion nicht dabei sein.

Josy Wilmes und Justin Treinen sind weitere Turnerpersönlichkeiten welche das beachtliche Niveau der 

L’ ETOILE in den 20ger Jahren halten und noch weiter steigern. Unter Veranstaltungen ist vor allem im Jahre 1925 ein Blumenfest mit Schauturnen und « Corso Fleuri » hervorzuheben. Gute Resultate unter Leitung von Nic Massard und Joséphine Quary gibt es weiterhin sowohl bei den Herren als auch bei der Damenriege die zeitweilig bis zu 39 Mitglieder zählt. Erst 1926 haben die Turnerinnen Anrecht auf eine Vertreterin im Vereinsvorstand. Leider klafft von den Jahren 1927 bis 1937 ein riesiges Loch in den Vereinsunterlagen. Die große Wirtschaftskrise anfangs 1930 welche das Arbeiterstädtchen Rümelingen schwer trifft, ist bestimmt nicht unschuldig an dieser Tatsache. Dank mehrerer Augenzeugenberichte kann diese schwierige Periode dennoch beleuchtet werden. Ein in der « le Gymnaste » Juni-Juli Nummer von 1965 abgebildetes Fotodokument welches die gesamte Rümelinger Turnmannschaft vor dem neuen Musikkiosk zeigt, bezeugt dass die L’ ETOILE am 1. September 1930 ihr 40jähriges Stiftungsfest feierte. Zu diesem Zeitpunkt führte Michel Schreiner den Vorsitz im Vereinsvorstand.

Im September 1930, gelegentlich des 40. Stiftungsfestes posieren die Mitglieder der L’ ETOILE vor dem neuerbauten Musikkiosk

Im September 1930, gelegentlich des 40. Stiftungsfestes posieren die Mitglieder der L’ ETOILE vor dem neuerbauten Musikkiosk

In den 30er Jahren wird das Damenturnen « salonfähig ». Mit der Verpflichtung von Claire Ewen der späteren Gattin von Henri Winckel, beginnt für die Mädchenriege wieder der Aufschwung. Die Vereinstätigkeit ist ihrerseits von dem aus Charel Tanson, Armand und Nic Treinen gebildeten « 3T » Artistentrio geprägt. Henri Winckel zählt auch zu den verdienstvollen Turnern der immediaten Vorkriegszeit. Das für 1935 geplante Regionalturnfest für die Südvereine fällt Meinungsverschiedenheiten einerseits zwischen L’ ETOILE und Union Sportive Rumelange und andrerseits mit der Gemeindeverwaltung zum Opfer.

Trotzdem gelingt es dem Turnverein für einen wichtigen Wettstreit über den städtischen USR Sportplatz zu verfügen. Nichtsdestotrotz vergrößern sich die Reibereien zwischen aktiven Turnern, Rümelinger Stern vom Himmel zu fallen droht. 1937 zieht der bereits erwähnte Josy Wilmes, eine Galionsfigur des nationalen Turnsports, zusammen mit den beiden Moniteuren Charles Tanson und Armand Treinen den Karren aus dem Dreck. Bei den Vorstandswahlen von 1938 taucht zum ersten Mal der Name von Jean Marx, « coming man » für die nächsten 45 Jahre, auf. Die lokale Zentenarfeier der Unabhängigkeit Luxemburgs im Jahre 1939 wird noch mit Pomp gefeiert. Optimismus kommt auf und schon wird für 1940 das 50. Stiftungsfest angepeilt. Dazu kommt es nicht mehr weil der Vorstand sich weigert dem deutschen Okkupanten propagandistische Handlngerdienste zu leisten und der Turnverein darauf seine Tätigkeit einstellt.

histoireBruno Santos